Fritz Wunderlich - The Great German Tenor

A Fritz Wunderlich Recital


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Autographed Portrait (20k) Die Lebensstationen Fritz Wunderlichs, dem die wohl schönste deutsche Belcanto-Stimme unserer Tage zu eigen, sind ohne jede Besonderheit. Nie wird sich die Legende dieses Weges bemächtigen können, der so folgerichtig verlief: gleich einem einzigen Crescendo, dessen Höhepunkt noch längst nicht voll erreicht ist, entfaltete sich seine Stimme, sein Wesen, sein Ruhm. In Fritz Wunderlich ist der Welt der Bühne ein singulärer lyrischer Tenor zugewachsen, der Welt des Liedes aber ein Gestalter von eigener, überzeugender Prägung.

Am 26. September 1930 wurde Fritz Wunderlich in der pfälzischen Kreisstadt Kusel geboren. Seine Mutter war Sängerin, der Vater jedoch Kapellmeister; die ungewöhnliche Musikalität dieses Sängers findet damit eine natürliche Begründung. Die Stimme jedoch kann immer nur ein Geschenk, eine Gnade sein: Prof. Müller-Blattau ist sie zum ersten Mal im Gymnasiumschor aufgefallen. Seine Autorität gab für das intensive Studium bei der namhaften Freiburger Gesangspädagogin Winterfeldt den Ausschlag. Es erstreckte sich über fünf Jahre, von 1950 bis 1955. Fritz Wunderlich beschäftigte sich in dieser Zeit vor allem mit Alter Musik: er hat bei den sommerlichen Musiktagen in dem kleinen Elbestädtchen Hitzacker seinen ersten "Orfeo" gesungen. Es war im Grunde sein erstes, bedeutsames Auftreten in der Öffentlichkeit.

Sein erstes Theaterengagement führte Fritz Wunderlich nach Stuttgart, an das Württembergische Staatstheater. Hier debütierte er 1955 mit dem Würzkrämer Ulrich Eißlinger , einem der zwölf "Meistersinger" . (Wer will, kann in den beiden ersten Operntiteln ein treffendes Zufalls-Symbol für Fritz Wunderlich entdecken.) Aber schon die nächste Rolle war der Tamino in der "Zauberflöte": er hatte sie zum allerersten Mal an der Freiburger Hochschule gesungen. Der Mozart-Sänger Fritz Wunderlich war entdeckt.

In den folgenden Jahren erweiterte der Sänger an der Stuttgarter Oper sein Repertoire. Er sang auch so extreme Partien wie den blinden Seher Teiresias bei der Uraufführung von Carl Orffs "Oedipus der Tyrann" und eignete sich jene Sicherheit des Auftretens an, die nur die Praxis vermittelt. Zur gleichen Zeit sang er - 1956 - auf der Ansbacher Bach-Woche seinen ersten "Evangelisten" und hatte somit gleichsam die beiden Eckpfeiler seiner weitgespannten Begabung aufgezeigt: Bach und Mozart.

Tamino in Mozart's Zauberfloete (20k)
W. A. MOZART
"DIE ZAUBERFLÖTE"

1960 wurde Fritz Wunderlich fest an die Bayerische Staatsoper nach München verpflichtet: 1957 hatte er hier, kaum beachtet, zum ersten Male den "Belmonte" in Mozarts "Entführung" gesungen. Jetzt aber jubelte man ihm zu: München hatte einen neuen, ebenso stilgetreu wie betörend singenden lyrischen Tenor . Wunderlich sang abermals den Belmonte, dazu den Don Ottavio in Mozarts "Don Giovanni", aber auch einen jungen Almaviva (im "Barbier von Sevilla"), einen herrlichen "Ernesto" (in Donizettis "Don Pasquale"). Der kurze, aber so bedeutsame Auftritt des "Sängers" im "Rosenkavalier" schien für Wunderlich eigens komponiert zu sein. Jeder Rolle gab er Gewicht und Profil.

Der Durchbruch zur Spitze aber war bereits 1959 bei den Salzburger Festspielen erfolgt. Unter Karl Böhms musikalischer Direktion sang Fritz Wunderlich in Günther Rennerts exemplarischer Inszenierung der "Schweigsamen Frau" von Richard Strauss den jungen Henry; anderntags wurde er von der Kritik als die große Entdeckung des Abends gefeiert: "ein junger Tenor mit schlanker, leuchtender Stimme, die, auf 'unendlichem' Atem ruhend, technisch in 'Feinstufenschaltung' geführt wird und Übergänge aller Arten und Lagen mühelos bewältigt: ein idealer Sänger!"

As Christoph von Ried in Egks's Verlobung in San Domingo (28k)
WERNER EGK
"DIE VERLOBUNG IN SAN DOMINGO"
Aber es war nicht die Stimme allein, die an Fritz Wunderlich bewundert wurde. Es war auch sein Spiel, seine komödiantische und dennoch präzis vom Geistigen her bestimmte Gestaltungsfähigkeit. Denn Fritz Wunderlich ist alles andere als ein "Rampen-Sänger". Er ist vielmehr ein singender Schauspieler und schauspielender Sänger in einem, der in der Welt der Buffa ebenso zu Hause ist, wie in modernen Partien. So hat Fritz Wunderlich den jungen Offizier Christoph von Ried in Werner Egks Oper "Die Verlobung in San Domingo" bei der Uraufführung unter der Leitung des Komponisten gesungen, - und wiederum war Günther Rennert der Regisseur. Daß der Sänger sich auch eine so relativ kleine, doch bedeutsame Rolle wie die des "Steuermanns " im "Fliegenden Holländer" zu eigen machte und anschließend an der Wiener Staatsoper die Titelrolle in Hans Pfitzners "Palestrina" sang, ist typisch für ihn. Es käme einem Fritz Wunderlich nie in den Sinn, sich etwa an das italienische Vorbild zu halten und sich mit vier oder fünf Standard-Rollen zu bescheiden, die zum Lebens-Repertoire werden. Er braucht den Wechsel, braucht die neue Aufgabe, braucht das Ungewohnte, braucht die Eroberung. Und braucht den Triumph, der ein Experiment krönt.

Als Fritz Wunderlich sich die Partie des Meisters Pierluigi Palestrina erarbeitete - Hans Hotter hatte ihn hierfür vorgeschlagen - erkannte er sehr wohl, daß er wahrscheinlich als zu jung für diese Rolle angesehen werden würde. Aber gerade dies reizte ihn. Und das Wagnis fand seinen Lohn: mit seiner Verkörperung des Palestrina erreichte Fritz Wunderlich die bisher wichtigste Station seines künstlerischen Lebensweges. Denn es war ihm gelungen, sich ebenbürtig an die Seite eines berühmten Vorgängers zu stellen, dessen Gestaltung der Palestrina-Rolle kaum erreichbar schien: Julius Patzak. Anderntags konnten die Wiener folgende Kritik lesen: "Herr Wunderlich hat an diesem Abend seinen ersten 'Palestrina' gesungen und vermochte nicht nur vor der Erinnerung an Patzak zu bestehen, sondern auch wirklich zu überzeugen. Obwohl er für die Rolle zu jung sein müßte, - was die Jahre betrifft - hat er sich die Stimmung, die Resignation, die Weltferne des Palestrina so wunderbar zu eigen gemacht, daß er wirklich wie ein müder, vom lauten Getriebe der Umwelt abgestoßener alter Mann auf der Bühne steht und sitzt. Seine Gesten sind knapp, ruhig, und sein Gesang ist von einer milden Abgeklärtheit, fast liedhaft schlicht, keinen Moment opernhaft arios, eher aus einem leisen Zwiegespräch mit sich selbst entstanden: eine ergreifende Gestaltung der schwierigen Partie."As Pfitzner's Palestrina (24k)
HANS PFITZNER
"PALESTRINA"

Fritz Wunderlich (31k)Der Vergleich mit einem großen Vorgänger ist, nach einem ungeschriebenem Gesetz, die höchste Ehre, die das Publikum wie die Kritik zu vergeben haben. Sie wurde Fritz Wunderlich schon bei seinen Wiener Liederabenden zuteil. Er wurde vielerorts für seine Gestaltung der "Dichterliebe" von Robert Schumann und vor allem der "Schönen Müllerin" als Meister des Lied-Gesanges gefeiert. Selten hat ein Tenor Bühnen- und Liedgesang so klar voneinander zu trennen vermocht, wie Fritz Wunderlich. Seine Liedgestaltung verzichtet auf jeden äußeren Effekt; er singt eher scheinbar mehr für sich selbst, als für das Publikum. Aber er weiß, was er singt, - und er singt, was er weiß .... Und das ist viel. Sehr viel.

Walter Panofsky

HUBERT GIESEN

Nachdem er sich als Begleiter des großen Geigers Adolf Busch bei Konzerten in Rom, Amsterdam, Berlin und New York seine Sporen verdient hatte, reiste er zwei Jahre lang mit Yehudi Menuhin quer durch Europa und Amerika. Hubert Giesen hat zahllose Konzerte der großen Geiger Fritz Kreisler und Erica Morini begleitet und war dann Partner von Leo Slezak, Julius Patzak, Sigrid Onégin, Erna Berger, Erna Sack und vielen anderen berühmten Solisten seiner Zeit. An der gleichen Hochschule für Musik in Stuttgart, auf der er sein Studium beendete, lehrt Prof. Hubert Giesen heute Klavier und Kammermusik, aber auch heute noch ist er vielen berühmten Sängerinnen und Sängern unserer Tage nicht nur ein einfühlsamer Begleiter, sondern auch geistiger und künstlerischer Mentor.
Hubert Giesen (29k)


Andreas Praefcke, 1997.

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